Bisher geforscht nach:

Folgenden Gebieten:

Genealogische Forschungen zur eigenen Familie,

Familien Region Brandenburg, besonders Berlin-Buckow und anliegende Gebiete,

jüdischen Familien,

 

Familien von Freunden!

Bücher unseres Vereins:

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Nach folgenden Namen bisher recherchiert:

Baritone, Bath, , Beer, Bergemann,

Biermann, Borchmann,

Brause, Breé, Brehe,

da  Paratoin, Demetz,

Dilg, Ebel, Feldheim,

Frehland, Gänsemüller,

Giebert, Gottschalk, Grünberg, Haschinsky,

Hausmann, Herzbach,

Hofmann, Johannmeier,

Kägeler, Kegeler,

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Kühl, Kuhn, Kuhnt, Lambert,

Lärm, Löhr, Lucke,

Marzilger, Matthes, Matz,

Mellech, Michaelis, Nagy,

Nehlius, Neumann, Otto,

Pedratscher, Perathoner,

Pfefferkorn, Poerschke, 

Rimal, Rinow, Rippert,

Runge, Rungaldier, Rzeppa,

Sanoner, Schuband, Seidel,

Storch, Stroisch,

Tambor, Volke, Volkwein,

von Battaglia de Ponte Alto,

von Gasteiger zu Rabenstein

und Kobach,

von Isser, von Klebelsberg

zu Thumburg,

von Mörl zu Mühlen,

Sichlburg und Pfalzen,

von Muchar zu

Bied und Rangfeld,

 Fortsetzung folgt!

In folgenden Orten:

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Olmütz/Olomoc

Strehlen/Strzelin,

Oppeln/Opole,

Gleiwitz/Gliwice...

Fortsetzung folgt!

Der Potsdamer Hofglasermeister

Carl Volkwein

 

geboren 22.06.1869 Simmern/ Hunsrück,

gestorben 22.04.1943 Potsdam

 

Urlaubszeit...

Es ist schon einige Jahre her. Ahnenforschung war noch nicht mein Hobby. Wir fahren durch den wunderschönen Hunsrück. Ich sehe das Ortsschild: Simmern/Hunsrück. „Sagt dir das was?“ frage ich meinen Mann, der das Auto steuert. Mein Mann verneint. Es ist aber schon das Zeitalter der Handys und ich rufe kurzerhand bei meinen Eltern in Berlin an. „In Simmern ist doch dein Urgroßvater geboren“, sagt meine Mutter, „du weißt schon, der Hofglasermeister!“ Ich bitte meinen Mann, in den Ort zu fahren und wir suchen gemeinsam die Kirche. Evangelisch, denn das wusste ich. Mein Urgroßvater war später sogar im Gemeindekirchenrat der Garnisonkirche...

Aber erst einmal das Kirchenbüro suchen. Da es mitten in der Woche ist, hat es geöffnet. Zwei sehr nette Damen fragen nach unserem Wunsch. Ich möchte wissen, ob man in das Kirchenbuch schauen könne, um die Geburtsurkunde meines Urgroßvaters zu sehen. „Warten Sie, da gibt es eine Dame, die weiß genau, wo alles zu finden ist!“ Ein Anruf bei besagter Dame, man gibt mir den Hörer. Ich nenne den Namen meines Urgroßvaters, sie schaut in ihre Unterlagen und sagt: „Dann gehen Sie mal in Ruhe Mittagessen, nach dem Mittag liegt alles für Sie im Rathaus bereit!“

Super, als wir nach dem Mittagessen im Rathaus ankommen, liegt das riesige Kirchenbuch auf dem Schreibtisch. Die netten Mitarbeiter haben nicht nur den Geburtseintrag meines Urgroßvaters Carl Volkwein herausgesucht, sonder auch den seines Bruders Heinrich und die Hochzeitsurkunde der Eltern Heinrich Volkwein und Sophie Stroisch. Ich bin ziemlich gerührt, streiche vorsichtig über die Unterschrift meines Ururgroßvaters und wir bedanken uns herzlich. Sogar Fotos von den Einträgen dürfen wir noch machen (Abb.1)!

Carl Volkwein wurde am 22.06.1869 in Simmern/ Hunsrück als zweites Kind des Gendarmeriewachtmeisters Heinrich Volkwein (10.02.1838 in Allendorf -04.11.1876 in Witten) geboren. Mit Sophie, geb. Stroisch hatte dieser 6 Kinder. Das letzte ist noch nach seinem Tod geboren.

1878 kam Carl dann mit seinem Bruder Heinrich in das Militärwaisenhaus in Potsdam (Abb. 2). Carl soll sich gewehrt haben, er wollte nicht aus seiner schönen Heimat, dem Rheinland weg. Aber es half nichts. Die Zahl 485 im Buch von Ewald Mertins „Die Militärschule zu Potsdam“ unter der Rubrik „Knabenhaus-Schüler“ ist Carls Kleidernummer, die zeigt, dass er in der vierten Kompanie des Knabenhauses war. 1884 verlässt Carl das Militärwaisenhaus. Er lernt bei Meister Seyffarth das Glaserhandwerk (Abb. 3).1888 macht er seinen Lehrbrief. Viele Glaserarbeiten an bekannten Gebäuden in und um Potsdam wird er mit ausführen. Nachdem sein Meister stirbt, übernimmt erst die Witwe die Firma. Carl arbeitet 1899 bei den wunderschönen Glaserarbeiten am Rathaus Babelsberg mit und macht gleichzeitig seinen Meisterbrief. Er wird eines Tages von Witwe Seyffarth Firma und das Haus in der Lindenstraße 43 in Potsdam übernehmen. Zu dem Haus in der Lindenstr. 43 müsste man einen extra Artikel schreiben. In Kürze ist zu sagen:Heinrich Ludwig Manger, der bekannte friderizianische Baumeister, erbaute etwa 1764-1765 dieses Bürgerhaus. Es steht heute unter Denkmalschutz (Abb. 7).

Zurück zu Carl: Zur Jahrhundertwende ist er nicht nur ein anerkannter Glasermeister, sondern auch Vater von vier Kindern. Am 22.Oktober 1892 hatte er Friederike Charlotte AntonieKühl in Neuendorf, heute zu Potsdam gehörend,geheiratet (07.09.1871 Deutsch-Rixdorf -22.11.1900 Potsdam). Über sie kann man in meinem unten aufgezählten Buch mehr erfahren.

Von seinen vier Kindern Max Volkwein (1893-1970), Hedwig Volkwein (1894-1989), Karl Volkwein (1896-1968) und Erich Volkwein (1898-1970) wird mein späterer Großvater Max selbst Glasermeister.

1900 ist Carl schon Witwer. Die Kinder sind noch klein. So heiratet er am 31.August 1901 Wilhelmine* Dorothea Auguste Hermine Kuhn (23.03.1881 Potsdam - 09.09.1960 Potsdam) .Zu seinem Werdegang steht bei Ewald Mertins: „Hofglasermstr. u.Inn.Ehr.Obermstr., Potsdam, Mitgl. d. Gem.Kirchenrats“.

Carl wird also Hoflieferant Seiner Königlichen Hoheit, des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen (Abb. 9). Carl wurde auch Innungs-Ehrenobermeister. Mit seiner Statur und seinem Bart wurde er schon mal auf Potsdams Straßen für den Kaiser gehalten, erzählt eine Familienanekdote (Abb. 8).Der Stempelaufdruck „Hofglasermeister“ ist im Arbeitsbuch meines Großvaters Max zu finden, der nicht nur bei ihm lernte, sondern auch arbeitete (Abb. 11). Allerdings wurde er in der Weltwirtschaftskrise 1929 als einer der ersten entlassen. Den Altgesellen, den Carl noch von Meister Seyffarth übernommen hatte, konnte Carl nicht entlassen...So machte sich mein Großvater in Michendorf selbständig.

Seine Enkeltochter hat berichtet, Carl war Zeit seines Lebens kaisertreu, auch nach 1918. Ob er zu denen gehört hat, die im Gemeindekirchenrat der Garnisonkirche gegen den Auftritt Hitlers gestimmt haben, ist nicht überliefert. Aber er soll sich an dem „Tag von Potsdam“ am 21.März 1933 seinen schwarzen Anzug angezogen und den Zylinder aufgesetzt haben, weil er ein Verehrer Hindenburgs war.

Gerd aus unserem Verein, der eigentlich nach Malermeistern aus der Region forscht, fragte eines Tages nach meinem Urgroßvater. Er hätte einen Carl Volkwein als Vergolder auf seiner Liste. Und er hatte im Zuge seiner Forschungen die Zustellungsurkunde von 1911 gefunden, dass der Herr Hofglasermeister auch Lehrlinge ausbilden darf. Auf der Urkunde noch eine Fülle anderer Daten, so dass ich Gerd an dieser Stelle noch einmal besonders danken muss!

Aber mein Urgroßvater verstand sich nicht nur auf die Technik des Vergoldens, sondern auch auf andere künstlerische Glastechniken. Das eingeätzte Glas-Monogramm CV für Carl Volkwein an der Eingangstür des Hauses Lindenstraße 43 in Potsdam zeugte davon (Abb. 5). Leider ist es seit Jahren verschwunden. Dieses Können hat er an seinen Sohn, meinen Großvater Max weitergegeben. Die Lampe als Meisterstück von Max Volkwein aus dem Jahre 1925 mit schönen Bleiverglasungen im Flur meiner Eltern zeugt noch heute davon.

Mein Urgroßvater starb am 22.April 1943 im Potsdamer St. Josefskrankenhaus. So musste er nicht mehr die Bombardierung seines geliebten Potsdam erleben. Er wurde auf dem Alten Friedhof Abt. I, Grabstelle 120, im Familiengrab an der hinteren Friedhofsmauer begraben. Insgesamt waren hier noch die Grabstellen von sechs weiteren Familienangehörigen. Im Totenbuch des Friedhofs heißt es, er sei an schwerem Herzversagen gestorben. Fünf Zeilen unter seinem ist ein Verstorbener aus dem Konzentrationslager Mauthausen eingetragen. Ohne Todesursache...

Carls 2.Ehefrau, mir noch bekannt als Tante Minna, starb kinderlos 1960 in Potsdam.

 Mein Urgroßvater Carl Volkwein und auch mein Großvater Max waren glühende Potsdam-Verehrer. So habe ich von ihnen nicht nur Bücher und Bilder geerbt, sondern auch die Liebe zu dieser Stadt. Schön, dass das Potsdamer Stadtschloss wieder Gestalt angenommen hat und man eines Tages vielleicht auch die Garnisonkirche wieder betreten kann. Das Tor steht ja schon (Abb.4).

Um so mehr freut es mich, dass das Hoflieferantenzeichen meines Urgroßvaters nun im neuen Potsdam-Museum ausgestellt ist. Danke Gerd-Christian für diesen Hinweis! Ein Grund, demnächst wieder nach Potsdam zu fahren!

Carl Volkwein hatte nicht nur 4 Kinder und 8 Enkel (Abb. 6 mit einem Teil der Familie) und etliche Urenkel, sondern in meiner direkten Linie weitere 8 Nachfahren. Die nächste Generation ist gut aufgestellt. Mein 5. Enkelkind wird 2014 geboren.

 

Ingrid Biermann-Volke

Dezember 2013

Alle Rechte

 

Erschienen über Brandenburgische Genealogische Gesellschaft

„Roter Adler“ e.V., www.bggroteradler.de